Wundverschlussmittel im Einsatz
Bäumen kommt im Leben des Menschen oft eine besondere Rolle zu. Beispielsweise wird ein Baum zur Geburt des Nachwuchses gepflanzt, eine spezielle, beinahe in Vergessenheit geratene Apfelsorte auf der hofeigenen Streuobstwiese kultiviert oder wir erinnern uns an den Ast, an dem wir in unserer Kindheit gerne geschaukelt haben. Wir möchten unsere treuen, grünen Wegbegleiter nicht missen und scheuen daher für ihre Pflege weder Kosten noch Mühe.
Da viele wissenschaftliche Arbeiten rund um den Schnitt und die Pflege von Bäumen erst in den 2000er-Jahren durchgeführt und publiziert wurden, sind sich Praktiker:innen und die Wissenschaft oft uneinig, was den aktuellen Stand der fachgerechten Maßnahmen und allem voran ihre Richtigkeit betrifft. Eine der wohl kontroversesten Streitfragen ist die um die Verwendung von Wundverschlussmitteln. Während die einen auf eine obligatorische Nutzung plädieren, lehnen die anderen die Nutzung per se ab. Tatsächlich liegt die Wahrheit - wie so oft - dazwischen.
Aufgabe von Wundverschlussmitteln
Die Aufgabe eines Wundverschlussmittels, das überwiegend aus synthetischem Wachs oder Harz besteht, liegt darin, Schnittwunden an Bäumen vor einer Infektion durch holzzersetzende Pilze oder Bakterien zu schützen. Obwohl ein derartiges Produkt vielversprechend zu sein scheint, wird häufig außer Acht gelassen, dass auch das Wundverschlussmittel Verwitterungsprozessen unterliegt und durch UV-Strahlung und Frost über die Jahre hinweg Schaden nimmt. Die daraus resultierenden Risse bleiben aufgrund der isolierenden Wirkung des Wundverschlusses länger feucht als offene Schnittflächen und bieten somit Mikroorganismen und Pilzsporen nicht nur eine erneute Eintrittspforte, sondern auch ein optimales Milieu, sodass sich eine generelle Anwendung langfristig als wenig erfolgversprechend erweist.
In anderen Bereichen und Situationen hingegen ergibt der Einsatz eines Wundverschlusses durchaus Sinn. Im Erwerbsobstbau beispielsweise wird es oft großumfänglich eingesetzt. Da hier die Schnittmaßnahmen meist im Winter erfolgen, schützen die Präparate die auf der Schnittfläche freigelegte, unter der Rinde befindliche, Wachstumsschicht des Baumes vor Frostschäden. Ein weiterer Grund ist, dass ein kurzzeitiger Wundverschluss durchaus in der Lage ist, die Bäume vor dem teilweise auf den Plantagen herrschenden hohen Infektionsdruck durch Gehölzkrankheiten zu schützen. Da die Schnittmaßnahmen an Bäumen außerhalb des Erwerbsgartenbaus nahezu ausnahmslos während der Vegetationszeit erfolgen sollten, ist die Verwendung zu diesem Zweck im Privatgarten jedoch nahezu irrelevant. Sollte es aus diversen Gründen doch zu einem Winterschnitt kommen, so kann das Bestreichen der Wundränder also durchaus der Abheilung der Schnittwunden zuträglich sein.
Abschließend bleibt zu sagen, dass Bäume im Laufe ihrer Evolution eigene Taktiken zur Abschottung und Versorgung potenzieller Wunden entwickelt haben, die hervorragend ohne den Eingriff des Menschen funktionieren.
Wir von baumfritze wissen sowohl um die Biologie und Strategien ihrer Bäume als auch um fachgerechte Schnittmaßnahmen, da qualitative Baumpflege nur im Einklang dieser beiden Faktoren miteinander entstehen kann.
Quellen: