Weißeln: Kalkanstrich zum Pflanzenschutz
Weiß angestrichene Baumstämme in Städten und an frisch gepflanzten Alleen? Das ist ein noch relativ seltener, aber immer häufiger werdender Anblick. Die Zahl der Gemeinden, die das hohe Potenzial dieser ausgesprochen unkompliziert umzusetzenden Pflanzenschutzmaßnahme erkennen, steigt erfreulicherweise an. Die Rede ist hier vom sogenannten „Weißeln“. Viele Menschen stellen sich die berechtigten Fragen, wozu dieser Anstrich dient, woraus er besteht und wie Mensch und Baum davon profitieren sollen. An dieser Stelle sollen eben diese Fragen beantwortet werden.
Woraus besteht der Anstrich?
Der Anstrich erfolgt mit sogenannter „Kalkfarbe“, die vor allem in anderen Bereichen, wie dem Hausbau, Verwendung findet. Die Liste der Inhaltsstoffe ist denkbar kurz – lediglich Löschkalk und Wasser. Entgegen der gemeinhin schnell getroffenen Annahme, dass die weiße Farbe ein Pflanzenschutzmittel und infolgedessen eine gefährliche Chemikalie sei, ist sie also nicht nur unbedenklich, sondern ganz im Gegenteil in vielerlei Hinsicht enorm nützlich für den Baum.
Inwiefern nützt die Kalkfarbe dem Baum?
Einmal verwendet, erweist der Kalkanstrich dem Baum in vielerlei Hinsicht gute Dienste. Vorrangig bewirkt die helle Farbe eine verringerte Albedo (Rückstrahlfähigkeit eines Körpers) der Stammoberfläche, sodass ein enormer Teil der auf den Stamm einwirkenden UV-Strahlung nicht mehr absorbiert, sondern reflektiert wird. Erwünscht ist dieser Effekt deshalb, weil strahlungsintensive Tage in den Wintermonaten häufig Risse an den Stämmen von dünnrindigen Baumarten wie Ahorn und Linde verursachen. Grund hierfür ist, dass die hohe Strahlung die Rinde des Baumes erwärmt und infolgedessen starke Spannungen zwischen Rinde und dem verbliebenen, immer noch relativ kalten Holzkörper auftreten. Ein weiterer Grund, der für die Nutzung von Kalkfarbe spricht, ist ihre Funktion als Pflanzendünger. Witterungsbedingt wäscht sich die Farbe im Laufe der Zeit von der Rinde ab und sickert im Regenwasser gelöst in den Boden ein. An dieser Stelle kommt der Kalk ins Spiel, der den pH-Wert des Bodens anhebt und infolgedessen entsäuert. Da die Farbe nur sehr langsam verwittert, ist der Effekt äußerst dauerhaft und eine hervorragende Investition in gesunde Bäume.
An welchen Bäumen lohnt sich ein Anstrich?
Grundsätzlich lohnt sich das Weißeln an allen Baumarten, die zumindest in ihrer Jugend und vor allem darüber hinaus zu dünner Rinde neigen. Namentlich zählen hierzu beispielsweise Ahorn, Linde, Buche und diverse Obstbaumarten. Kosten und Aufwand der Maßnahme sind bei privater kleinumfänglicher Anwendung in Anbetracht des Nutzens beinahe zu vernachlässigen. Im Zweifel sollte eine Baumpflegefachkraft konsultiert werden.
Diese kann Art, Umfang und Notwendigkeit der Maßnahme realistisch einzuschätzen.
Quellen: