Schädling: Die Rosskastanienminiermotte
Selbst Menschen, die im Alltag eher wenig mit Bäumen am Hut haben, betrachten die derzeitige Entwicklung mit Argwohn. Soweit das Auge reicht, sieht man vorzeitig verbraunende Alleen und kränkelnde Solitäre, teilweise inmitten von Städten und Parks. Auch die stets beliebte Rosskastanie im Biergarten, die früher die gelagerten Fässer vor der Sonne schützen sollte, fällt ihr zum Opfer. Die Ursache für dieses Phänomen liegt bei der Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella).
Wie genau schadet sie meinem Baum?
Der Primärschaden, den die Motte verursacht, genauer gesagt ihre Larve, ist die Vernichtung von Blattgewebe durch Fraß und somit die Störung der Photosynthese des Baumes. Während ihrer Entwicklungsphase fressen sich die bis zu 4 Millimeter großen Larven durch das Innere des Rosskastanienblattes und töten dieses ab. Wichtig für die Diagnose: Auf ihrem Weg durch das Blatt hinterlassen sie charakteristische Fraßminen. Diese beschränken sich auf jeweils ein Intercostalfeld (Bereich zwischen zwei Blattnerven) und enden an deren Grenze abrupt. Der Verdacht liegt nahe, dass die überwältigend anmutenden Schäden der Rosskastanie binnen kurzer Zeit den Garaus machen. Der Baum ist jedoch durchaus in der Lage, abhängig von der Stärke des Befalls, die Schäden über mehrere Jahre hinweg zu kompensieren.
Die sekundären entstehenden Schäden sind meist problematischer. Der andauernde Befall durch die Miniermotte zwingt die Rosskastanie während ihrer Vegetationsperiode zu ständigem Neuaustrieb und kostet sie somit eine Menge Energie, die sie eigentlich benötigen würde, um sich winterfest zu machen. Genau das führt zum zweiten Problem: Die ebenfalls verringerte Fähigkeit zur Einlagerung von Reservestoffen aus den Blättern sorgt für eine verminderte Frosthärte, die je nach Dauer und Temperatur der Frostperioden im Winter zu eklatanten Schäden führen kann. Das Zusammenspiel aller Faktoren hat zur Folge, dass die Rosskastanie eine erheblich erhöhte Anfälligkeit gegenüber Pilz- und Bakterienerkrankungen aufweist.
Was kann ich tun, um meinen Baum zu schützen?
Die uns zur Verfügung stehenden Mittel, um der Miniermotte Einhalt zu gebieten, sind außerordentlich begrenzt. Durch die schweizerische Firma „Syngenta“ wurde bereits ein Pflanzenschutzmittel namens „Revive“ entwickelt, welches mithilfe einer Nadel in den Stamm injiziert wird, sich daraufhin in den Blättern einlagert und so den Baum schützt. Allerdings steht seine Zulassung in Deutschland noch aus und darf daher nicht angewendet werden. Doch auch mit der Harke lässt sich der Motte entgegentreten. Wer seinen Baum unterstützen möchte, kann durch gewissenhafte Laubentfernung den Befallsdruck durch die Motte erheblich reduzieren. Das gesammelte Laub sollte anschließend im Hausmüll entsorgt oder verbrannt werden, um eine Weiterentwicklung der Larven und ihre Ausbreitung gänzlich zu verhindern. Wer seinem geliebten Baum schon Lebewohl wünschen musste, aber nicht auf die hauseigene Kastanie verzichten möchte, kann auf die Rotblühende Rosskastanie (Aesculus x carnea) zurückgreifen. Die Rotblühende Rosskastanie ist gegenüber dem Befall durch die Miniermotte resistent und kann auf dem richtigen Standort bedenkenlos gepflanzt werden.
Quellen
- Krankheiten der Wald- und Parkbäume ISBN: 978–3-8186-0750-0
- Farbatlas Gehölzkrankheiten ISBN: 978-3-8186-0147-8