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Kappungen bei Bäumen

Ein Ziel von fachgerechter Baumpflege ist es, die Koexistenz zwischen Baum/Bäumen und dem Menschen für die Zukunft zu gewährleisten, indem bspw. am Baum direkt oder in seinem Umfeld gewisse Maßnahmen durchgeführt werden.

Allzu oft jedoch ist die Kluft zwischen den eigenen Vorstellungen einer solchen Anpassung und den tatsächlich möglichen Maßnahmen relativ tief. Das Motto „Viel hilft viel.“ ist bei der Pflege von Bäumen wenig zielführend. Ganz im Gegenteil sogar: Es ist ausgesprochen kontraproduktiv und zieht eine Reihe von Konsequenzen nach sich, die Kosten und Aufwand eminent erhöhen. Sogenannte „Kappungen“ sind nur in äußerst seltenen Einzelfällen sinnvoll. Genau aus diesem Grund ist es enorm wichtig, dass eine Einschätzung über die Notwendigkeit und den Umfang von Maßnahmen von Fachpersonal vorgenommen wird. Um die Folgen ganzheitlich zu verstehen, sollte man drei grundlegende Fragen beantworten.

1. Was bedeutet eine Kappung für den Baum?

Um diese Frage zu beantworten, sollte man sich vergegenwärtigen, dass Bäume, ebenso wie wir, Lebewesen sind. Folglich reagieren sie sowohl auf Störungen und Veränderungen ihrer Umwelt als auch auf Verletzungen ihrer Organe (Wurzel, Spross und Blatt) sehr empfindlich. Da das Überleben für einen Baum zu einem großen Teil von seiner Stabilität abhängig ist, strebt er ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Krone und Wurzel an, das durch Kappungen einen empfindlichen Schaden erleidet. Dies gilt auch für Wurzelkappungen. Um dieses Verhältnis aufrechtzuerhalten und sich selbst versorgen zu können, betreibt der Baum über seine Blätter Photosynthese. Verliert er nun einen großen Teil dieser Blätter, gerät er unter akuten Stress und bildet eine Vielzahl von sogenannten „Reiteraten“, im Volksmund auch als „Wasserschießer“ bekannt, um den Verlust zu kompensieren.

2. Was bedeutet das für die Verkehrssicherheit?

Eine Kappung hat für die Verkehrssicherheit eines Baumes, die in den Verantwortungsbereich von Baumbesitzer:innen fällt, weitreichende Konsequenzen. Die durch eine Kappung entstandenen Schnittwunden verursachen mehrere schwerwiegende Probleme. Zum einen haben die großen Wunden eine Luftembolie zur Folge, was bedeutet, dass Luft in die Transportgefäße des Baumes eindringt und sie damit unbrauchbar macht. Zum anderen bietet die Verletzung eine Eintrittspforte für diverse Schaderreger wie Pilze und Bakterien, die eine Fäule verursachen und damit die Stand- und Bruchsicherheit eines Baumes gefährden können. Das dritte und letzte Problem stellen die Reiterate dar, da sie eine weniger stabile Anbindung als der ursprüngliche Ast besitzen und in der Folge schneller ausbrechen. Selbst wenn man die objektiven Faktoren außer Acht lässt, so ist dennoch der ästhetische Wert des Baumes auf ein absolutes Minimum reduziert.

3. Was bedeutet das für Baumbesitzer:innen?

Aus der vorrangegangenen Aufstellung geht eindeutig hervor, dass eine Kappung auch für Baumbesitzer:innen nicht ohne Folgen bleibt. Ein derart geschädigter Baum bleibt zeitlebens ein Pflegefall, der ab dem Zeitpunkt der Kappung aufmerksam beobachtet und regelmäßig gepflegt werden muss, da das von ihm ausgehende Risiko um ein Vielfaches ansteigt. Damit einher gehen beträchtlich höhere Kosten für genau diese notwendigen Pflegemaßnahmen und nicht zuletzt der verlorengegangene ökologische und ästhetische Wert des Baumes. Unter Anbetracht dieser Gegebenheiten sollte die Pflege eines Baumes ausschließlich ausgebildetem Fachpersonal anvertraut werden, um sowohl für Baumbesitzer:innen als auch für Bäume eine Lösung zur beiderseitigen Zufriedenheit zu finden.


Quellen:

  • ZTV Baumpflege ISBN: 978-3-934484-92-4

Bildmaterial: Daniela Antoni (Instagram: @baumkontrolle_im_netz)